Geschichte des Klosters Raitenhaslach

Im Jahr 788 wurde der Ort „Raitinhaselach“ erstmals in einem Güter­verzeichnis der Salzburger Kirche erwähnt. Im Jahr 1146 gründeten dann Zister­zienser­mönche aus Salem am Bodensee das Tochterkloster Raitenhaslach am Hochufer der Salzach. Ein erster Versuch war in Schützing an der Alz aufgrund des ungünstigen Bodens und der häufigen Überschwem­mungen gescheitert. Bereits 1149 erhielt Raitenhaslach Königsschutz.

Die Zisterzienser vergaben den größten Teil des gestifteten Grundbesitzes an freie Bauern, die einen Zins zu entrichten hatten, sowie an Leibeigene. Die Mönche rekrutierten sich vorwiegend aus Handwerker- und Gewerbe­familien. Im Laufe der Zeit nahmen die Raitenhaslacher Zisterzienser unterschiedlichste wirtschaftliche Aktivitäten auf, von der Forst- und Jagdwirtschaft über die Fischerei, die Müllerei, die Papierherstellung, das Schmiede­handwerk, die Salzgewinnung, die Milchproduktion und den Weinbau bis hin zum Brauwesen.

Feuerkatastrophen waren im Mittelalter keine Seltenheit. Zweimal, 1267 und 1485, brannten die Klostergebäude in Raitenhaslach ab. Dennoch zählte die Abtei im 13. und 14. Jahrhundert zu den reichsten Klöstern Altbayerns mit weit nach Ober- und Nieder­österreich reichendem Besitz und eigenen Häusern in 14 Städten.

Hingegen war das 16. Jahrhundert das dunkelste in der Kloster­geschichte. Infolge schlechter Wirtschafts­führung und hoher Steuern war das Kloster hoch verschuldet. Viele Ländereien mussten verkauft werden. Nur noch der Abt und zwei Konventuale lebten hier 1573.

Mit der Barockisierung der romanischen Kirche setzte 1690 eine Bautätigkeit ein, die sich unter dem baufreudigen Abt Emanuel II. Mayr (1759 –1780) intensivierte und 1785 mit der Einweihung der viel bewunderten Bibliothek ihren Abschluss fand.

Bereits 1762 waren die Bauarbeiten am Prälatenstock beendet worden, zehn Jahre nach der Grundsteinlegung. 1764 stellte der Maler Johann Martin Heigl das Deckenfresko im Festsaal fertig. Als 1766 ein Erdrutsch die Klostergebäude im Südosten des Areals zerstörte, blieb der neue Prälatenstock unversehrt. Für Papst Pius VI. wurde 1782 ein Gästezimmer im Prälatenstock eingerichtet. Der Heilige Vater befand sich auf der Rückreise von Wien. Ob der Papst wirklich im Kloster übernachtet hat, ist nicht belegt.

Am 25. Januar 1802 verfügte Kurfürst Max IV. Joseph die Aufhebung fast aller Klöster in Kurbayern. Dabei ging es nicht nur um die Aneignung des Ordensbesitzes, sondern auch um die Zentralisierung von Gerichtsbarkeit, Sozialfürsorge und Schulunterricht beim Staat. Franz Graf von Armansperg, Landrichter von Burghausen, wurde als Lokalkommissär für das Kloster Raitenhaslach eingesetzt. Er sichtete und beschlagnahmte den Klosterbesitz.

1803 wurden die letzten „weißen Mönche“ entlassen und erhielten kleine Pensionen zuerkannt. Ausanias Detterle, der letzte Abt des Klosters, erwarb das Abteistöckl und wohnte dort bis zu seinem Tod 1829. Die Bibliothek und etwa die Hälfte der barocken Gebäude wurden abgerissen. Die Klosterkirche wurde in eine Pfarrkirche umgewandelt. Mit der Versteigerung der noch vorhandenen „Mobilien und Immobilien“ ging 1803 eine über 650-jährige Klostertradition zu Ende.

Von 1804 bis 2003 befanden sich große Teile der Klosteranlage im Privatbesitz der Brauereifamilie Baumgartner. Im Jahr 2003 erwarb die Stadt Burghausen einen Großteil der Anlage, 2004 ein Unternehmer den traditionsreichen Klostergasthof. Im gleichen Jahr begannen die Voruntersuchungen zur Sanierung des Prälatenstocks.

Bis 2011 erforschten mehrere Lehrstühle der TUM den baulichen Zustand des Gebäudes. Schließlich unterzeichnete die Stadt Burghausen 2013 den Vertrag mit der Technischen Universität München, der der Universität den Prälatenstock auf 25 Jahre zur Nutzung als Tagungszentrum zuspricht. Am 04. Juni 2016 erfolgte die feierliche Einweihung des TUM Akademiezentrums Raitenhaslach.