Grandiose Rückkehr in die Klosterkirche

Zum Hochfest St. Peter und Paul am vergangenen Sonntag war die ehemalige Klosterkirche in Raitenhaslach bis zum letzten Platz besetzt. Der Grund: Erstmals ließ die TUM Teile des Werks "Die Zisterzienser-Nachtigall" wieder zu einem Gottesdienst erklingen.

Orgelempore Raitenhaslach
Den Festgottesdienst am 2. Juli 2017 gestalteten TUM-Mitglieder als Chor und Orchester, TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann an der Orgel sowie Prof. Felix Mayer als Dirigent und Leiter. Bild: Andreas Heddergott / TUM

Zur Aufführung kam die "Missa VI. Sanctorum Apostolorum Petri et Pauli" des Klosterkomponisten Albericus Hirschberger (1709-1745). Sein jahrzehntelang vergessenes Werk wurde 2016 im Auftrag der Technischen Universität München (TUM) in eine für die heutige Aufführungspraxis lesbare Notenschrift „übersetzt“ und nun erstmals durch Musiker der TUM wiederbelebt, ebenso das zugehörige Offertorium und die Epistelsonate ("Concerto IV").

Professoren, Studierende und Mitarbeiter der Technischen Universität hatten als Chor und Orchester in sorgfältiger Probenarbeit unter der Leitung von Prof. Felix Mayer die umfangreiche Komposition Hirschbergers einstudiert, um sie wieder an ihrem Bestimmungsort erklingen zu lassen. Allen voran widmete sich TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann diesem Projekt, der als leidenschaftlicher Organist und Ideengeber verantwortlich zeichnete. Als Gesangssolisten begeisterten Ute Ziemer (Sopran), Anja-Maria Luidl (Mezzosporan), Manuel Kundinger (Bariton) und Richard Resch (Tenor).

Zur Eröffnung des Gottesdienstes betonte Pfarrer Franz Aicher neben dem kirchlichen Hochfest auch den weltlichen Anlass der Feier: Seit einem Jahr wirkt die Technische Universität München nun am neuen Standort in Raitenhaslach, wo sie im Prälatenbau des ehemaligen Klosters erfolgreich ihr Akademiezentrum betreibt. Als "Glücksfall" bezeichnete Pfarrer Aicher die Zusammenarbeit zwischen TUM und Stadt Burghausen. So würde das historische Gebäude wieder mit Leben erfüllt.

Das feierliche Gedenken während des Gottesdiensts galt besonders dem Raitenhaslacher Mönch Albericus Hirschberger, einem Zeitgenossen Vivaldis, dessen Schaffen sich mit bekannteren Komponisten seiner Zeit durchaus vergleichen lässt und der späteren Kirchenmusik Mozarts in überraschender Ähnlichkeit vorgreift. Als klösterlicher Küchenmeister und Kastner wohnte Hirschberger nicht nur im engeren Klosterbereich, sondern einige Zeit auch im "Herrenhaus" zu Schupfing der inkorporierten Pfarrei Halsbach, wo er 1745 starb und auch beigesetzt wurde. Sein musikalisches Werk ist großteils verschollen. Überliefert ist jedoch seine Sammlung von sechs Messen unter dem klingenden (Kurz-)Titel der "Zisterzienser-Nachtigall". Zudem soll Hirschberger selbst ein begabter Cellist gewesen sein, "auch mit der linken Hand", wie die Klosterchronik verbürgt.

Dem musikalischen und geistigen Erbe Raitenhaslachs ist die Technische Universität München besonders verbunden, gingen doch die Naturwissenschaften in Bayern einst aus den gebildeten Klostergemeinschaften des 18. Jahrhunderts hervor. Besonders zu Dank verpflichtet fühlt sie sich auch der Raitenhaslacher und Burghausener Bevölkerung, die zahlreich zum Gottesdienst erschien. Unter den Ehrengästen befanden sich neben dem Ersten Bürgermeister der Stadt Burghausen, Hans Steindl, sowie Vertretern der Münchner Hochschulleitung auch vier Präsidenten der führenden Technischen Universitäten Deutschlands (TU9), die am Wochenende ihre 39. Mitgliederversammlung im Roten Salon des TUM Akademiezentrums Raitenhaslach bestritten.

Erstmals fand die Tagung der TU9-Allianz in Raitenhaslach statt, die einmal jährlich an wechselnden Standorten deutschlandweit zusammentrifft. Die Präsidenten der verschiedenen Hochschulen zeigten sich begeistert vom Tagungsstandort Raitenhaslach abseits des geschäftigen Universitätsalltags der Großstadt. Der Festtag klang für die hochrangigen Gäste aus Wissenschaft und Forschung bei einem Mittagessen im Klostergasthof mit anschließender Plättenfahrt nach Burghausen aus.

TUM-Präsident Prof. Herrmann äußerte sich beglückt über den Tag: "Burghausen spielt in der Liga der Spitzenuniversitäten mit, seit die TU9-Präsidenten hier getagt haben und fasziniert waren von diesem historischen und gleichzeitig zukunftsfähigen Ort."